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Was ist Enterprise 2.0? (2): Mein persönliches Begriffsverständnis

24. April 2012

Im Rahmen meiner Überlegungen, wie denn Collaboration, Wissensmanagement und Enterprise 2.0 zusammenhängen, schreibe ich gerade eine Reihe von Artikeln, um meine Recherchen und Zusammenfassungen zu teilen – und gern auch zu diskutieren 😉 Dafür schreibt man ja als Blogger.

Intranet / Social Intranet / Entrprise 2.0 / Social Business

Als Basis für diesen Artikel zu Enterprise 2.0 habe ich hier meine Rechercheergebnisse aufgedröselt und diskutiert [Link]. Daher ist jetzt, Teil 2, Platz für mein persönliches Begriffsverständnis – durchaus als konzeptioneller Rahmen für weitere Blogartikeln gedacht, um das hier einmal richtig zu denken, als immer wieder halbherzig …

Im ersten Teil dröselte ich meine gesammelten Rechercheergebnisse auf, und unterschied für mich, auf der Suche nach „Enterprise 2.0“, die Begriffe Intranet > Social Intranet > Enterprise 2.0 > Social Business.

***

Meine persönliche Begriffsdefinition, und mein persönlicher Konzeptioneller Rahmen, um mir das Thema weiter zu erschließen, würde ich als Schnittmenge der im ersten Teil skizzierten Rechercheergebnisse bezeichnen.

Die aus meiner Sicht beste Graphik zum Thema ist die aus dem Artikel von www.beyond-collaboration.de, weil sie das TOM-Modell als Grundlage hat, das SLATES-Konzept von McAffee integriert, und obendrein für den Aspekt der Kultur Platz findet – alles Elemente, die in verschiedenen Kombinationen in den unterschiedlichen Definitionen Erwähnung finden.

Intranet

Der Ausgangspunkt. Rein redaktionell, nicht „social“, keine Mitwirkung.

Social Intranet

Immernoch zum Großteil „Intranet“, ergänzt um Funktionen, die „social“ sind – Wikis, Blogs, IM, … Damit ist eher die Bereitstellung von Social Media gemeint. Unternehmen, zu denen dieses Etikett passt, würde ich nach den gängigen „Maturity“-/Reifegrad-Modellen als im Experimentierstatus bezeichnen: Die Features sind da, werden auch mehr oder weniger eingesetzt, aber noch ohne fundierte Vorstellung darüber, wofür. … Damit die Bereitstellung und Verwendung von Social Media überhaupt funktioniert, müssen nach dem TOM-Modell – siehe folgende Graphik – schon die Dimensionen Technik, Organisation und Mensch beachtet werden:

Technik Organisation Mensch TOM TOM-Modell Kultur Enterprise 2.0

Enterprise 2.0

Den Unterschied zwischen Social Intranet und Enterprise 2.0 sehe ich wie manche andere Quellen in der Dimension „Kultur“, und die wiederum bezeichnet aus meiner Sicht wie stark Social Media in die Prozesse integriert ist. Über die Rolle der (Vertrauens-)Kultur habe ich bereits hier und hier ausführlicher geschrieben. Rückblickend betrachtet sehe ich meine darin enthaltenen Annahmen, was Enterprise 2.0 wohl bedeutet, jetzt bestätigt. Von den Features her sehe ich keinen Unterschied zu „Social Intranet“, nur in der Umsetzung bzw. Verankerung. Diese Verankerung drückt selbstverständlich auch einen erhöhten Reifegrad aus, der über einen Experimentierstatus weit hinausgeht. Stichwort: Strategische Überlegungen beim Planen des Intranets.

Spannend finde ich übrigens an diesem Modell, dass hier im Gegensatz zu allen anderen mir bekannten Quellen nicht von „Kultur“, sondern von „Wissenskultur“ die Rede ist – was im Blogartikel leider nicht weiter erläutert wird. Bei Kultur dachte ich bislang an den in den oben verlinkten Artikeln an den Gegensatz zwischen Misstrauenskultur und Vertrauenskultur – letzteres verbunden mit flachen Hierarchien, Selbstorganisation, offenen Informationsflüssen, … all das. Hier scheint der Fokus weniger auf den organisationalen Rahmenbedingungen (?) zu liegen, als vielmehr darauf wie „Wissen“ gemanagt wird – angesiedelt hier an der Schnittstelle von Organisation und Mensch. Ein Aspekt, den ich in den Folgeartikeln zu „Was ist Wissensmanagement (mit Sharepoint)?“ sicher vertiefen werde 😉

Social Business

Aus meiner Sicht bezeichnet Social Business vorrangig die Reichweite der Verwendung von Social Features: Integration auch der externen Stakeholder, vor allem Kunden, in die Informationsflüsse und Wertschöpfungsprozesse.

Vermutlich drückt dieses Verständnis indirekt doch einen höheren Reifegrad gegenüber dem Begriff Enterprise 2.0 aus: Um die Integration von externen Stakeholdern (via Social Media) in alle Wertschöpfungsprozesse auszuweiten, muss ein solches Unternehmen ein klares Konzept entwickelt haben, und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten im Umgang damit.

Ganz nebenbei: Vielleicht erinnert dieses Begriffsverständnis nicht nur mich an einen anderen Begriff / Konzept: Open Innovation. Das wäre auch eine kleine Recherche Wert, ich denke aber spontan, dass ein „Social Business“ die Grundlagen für „Open Innovation“ vorhanden hat. Wer sich darüber schon Gedanken gemacht hat: bitte kommentieren, und mich lernen lassen J

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Nächste Schritte:

Soweit mein Begriffsverständnis von „Enterprise 2.0“. Im nächsten Artikel wird es nach der Vorarbeit dann um das Gesamtbild gehen: Wie definieren wir am besten Collaboration, Wissensmanagement und Enterprise 2.0 im Verhältnis zueinander. Ziel ist einen Analyserahmen für die Arbeit als Sharepoint-Consultants zu entwickeln. … Die Auseinandersetzung mit „Was ist Wissensmanagement? …“ kommt erst danach – das ist der größte Brocken vom Umfang her, denn da steh ich vor der Herausforderung, Collaboration als Teil von Wissensmanagement zu denken, und das auf Sharepoint bezogen. Den Brocken spar ich mir auf 😉

 

8 Kommentare leave one →
  1. 23. April 2013 09:48

    Lieber Michael Ludwig,

    ich freue mich sehr, hier einen weiteren Freund der zukünftigen Kultur des Vertrauens und flacher Hierarchien gefunden zu haben.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Du den einen oder anderen Artikel in diesem Kontext auch auf dem Blog der Initiative WirtschaftsDemokratie veröffentlich würdest.

    Falls Du Interesse hast, einfach melden bei martin[at]bartonitz.net , so dass wir Dich als weiteren Autor aufnehmen können.

    Herzlich Martin

    • 30. April 2013 20:50

      Hallo Martin,

      habe deinen Kommentar erst gerade in der Fußball-Pause im Spam-Ordner entdeckt und gleich freigeschaltet. Das Angebot ehrt mich natürlich, ich fühle mich angesprochen. Ich werfe die Tage längeren Blick auf den Blog, und lass mir dein Angebot durch den Kopf gehen. Im Prinzip gern, die „Streifzüge“ sind mittlerweile – auch aus SEO-Gründen – derart thematisch kosistent, dass ich darin gar nicht alles unterbekomme, das mir durch den Kopf geht – und eigentlich geschrieben werden möchte 😉

      Bei Interesse melde ich mich die nächsten Tage.

      Viele Grüße auf jeden Fall
      Ludwig

    • 30. April 2013 23:27

      geht nichts verloren 😉

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