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Sharepoint 2010 Wiki-Extensions: Semantic Wiki unter der Lupe

12. Juli 2011
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Im Rahmen meiner Recherchen, was das Sharepoint-Wiki out of the box kann, und was die verfügbaren Wiki-Extensions darüber hinaus bieten, bloggte ich zum einen diese Übersicht der Wiki-Extensions, und hier meine Spekulationen zu den Anwendungsszenarien. Eine der erwähnten Wiki-Extensions für Sharepoint 2010 war das Semantic Wiki. Das hatte ich Gelegenheit mir genauer anzusehen, und mir ein Bild zu machen, ob ich damit in Zukunft rechne.

Zielgruppe: „Eher Großunternehmen, die ein spezielles Interesse an Semantik haben und eine komplexe Wissensmanagement-Lösung suchen“, so die Info am Telefon.

Der erste Eindruck – Screenshots der Webseite – war positiv. Aufgeräumt, strukturiert. Auch die Beschriftungen machen Appetit.

Funktionenweise:

Im Gegensatz zu meiner Erwartung handelt es sich bei der zugrundeliegenden Semantik nicht um eine linguistische Semantik, sondern um eine mathematische Semantik. Es geht demnach nicht um Wortgleichheiten, sondern um Beziehungen zwischen Objekten (Begriff plus Beschreibung). Das erlaube nach Angaben des Herstellers Aussagen über „Wahrheitsgehalt“ sowie das Aufzeigen von „Verwandschaftsbeziehungen.

Das Problem bei klassischen textbasierten Systemen sei, dass man in den Text zwar Angaben z.B. über Geburtstage machen könne, die Datumsangabe aber nicht durch die Synthax ausreichend als Datum markiert, und sie daher auch nicht maschinell auslesbar, und weiterverwertbar, sei.

Die folgende Graphik zeigt schön wie Taxonomie > Thesaurus > Topic Map > Ontologie logisch aufeinander aufbauen, und welchen Mehrwert das Semantic Wiki dem Benutzer am Ende bieten soll, automatisch:

Weitere Funktionen:

  •  Mehrsprachigkeit
  • Anzeige von Parent / Child
  • Anzeige von Hyperlinks pro Seite
  • Klar, Tagging und Rating, Sharepoint-Standard
  • Anzeige von häufigsten Suchen und Seitenbesuche
  • „Refers to Wiki Page“: Inhaltlicher Bezug zu anderen Wikiseiten
  • „Refers to Knowledge“: Inhaltlicher Bezug zu … Thema?
  • Einbindung von Google Maps und bing Maps
  • Sonstige Funktionen siehe Blogartikel mit Übersichtstabelle

Beobachtungen im Test:

  • Das Semantic Wiki kann mit Mehrsprachigkeit in den Synonymen umgehen. Es ist möglich nach „Apple“ zu suchen und „Apfel“ angezeigt zu bekommen. Hübsch, da man in SP 2010 zwar mehrsprachige Taxonomiebäume anlegen kann, bei der Suche aber trotzdem nach Sprachen getrennt wird. Ein Pluspunk.
  • Obwohl auf der Webseite offensichtlich eine SP 2010-Instanz abgebildet ist, läuft die Demo auf SP 2007. Das interessiert aber Juli 2011 niemand mehr. Ein Minuspunkt, der obendrein Zweifel daran weckt wie weit die Version für SP 2010 eigentlich entwickelt ist.
  • Beim Test fiel unangenehm auf, dass die sogenannten ontologischen Strukturen sich kaum von den Standard-Metadaten-Strukturen unterscheiden. Es stimmt dass man in Sharepoint nur über Umwege Beziehungen abbilden kann, vor allem über Managed Metadata. Aber ein wesentlich erweiterter Funktionsumfang, oder ein wirklicher Mehrwert wurden beim Test nicht deutlich. Ich habe wenig gesehen was man nicht auch mit klassischen Auswahlspalten und Filtern abdecken könnte.
  • Im Vergleich zu SP 2007 waren diese Funktionalitäten sicher eine spürbare und sinnvolle Erweiterung, aber im Vergleich zu den out of the box-Funktionalitäten sind wenig spezielle Möglichkeiten sichtbar. Eindeutig ein Minus, das das ganze Semantic Wiki als Wiki-Extension für SP 2010 in Frage stellt.

Fazit:

  • Die Beobachtungen beziehen sich auf eine Demo für SP 2007, die Version für SP 2010 ist noch beta. Von den Funktionalitäten unterscheiden sich beide Versionen anscheinend aber kaum. Daher gilt:
  • Für eine Firma, die noch SP 2007 hat, nicht migrieren will auf SP 2010, und die unzufrieden ist mit den Möglichkeiten des 2007-Wikis, wäre das Semantic Wiki eine Option – zu einem relativ stolzen Preis. Im Vergleich zu SP 2007 bekommt man erweiterte Funktionen.
  • Für eine Firma, die SP 2010 nutzt, wäre der Nutzen des Semantic Wiki minimal, im Vergleich zu SP 2010 bekommt man kaum erweiterte Funktionen. Angesichts des Preises sehe ich wenig Sinn darin.

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