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#bcnue4: Session „Enterprise 2.0 – Soziale Innovationen“

26. Februar 2012

Barcamp Nürnberg 2012 #bcnue4 LogoÜberraschend lebhaft lief auf dem Barcamp Nürnberg 2012 (#bcnue4) die Session „Enterprise 2.0 – Soziale Innovation“ ab, die fast von der ersten Minute eine lebhafte Diskussion war – hier der Link zur Übersicht des ersten Tages. „Gastgeber“ war Florian Bauhuber (@bauhuber). Er arbeitet wohl als Unternehmensberater in der Tourismus-Branche, und schreibt als wiss. MA seine Doktorarbeit über Enterprise 2.0 im Tourismus. Pi mal Daumen …

Wenn ich mir die Notizen aus so einer Diskussion später nochmal durchlese, dann wundere ich mich manchmal die Diskussion als „am Stück“ erlebt zu haben, obwohl die Themen oft „vom Hölzchen auf Stöckchen“ kamen. Daher werde ich die Notizen nicht chronologisch wiedergeben, sondern thematisch sortiert. Soweit möglich.

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Bachhubers Einstiegsthese, aus der Tourismus-Perspektive: „Enterprise 2.0 ist mehr als Tools, sondern Mensch dazu“. Und: „Private und berufliche Kommunikation verschmelzen“, weil die Technologie aus dem privaten Rahmen (Facebook, Twitter, Blogs ..) bekannt sei. Die Reaktion darauf war verhalten, Zustimmung unter der Bedingung dass das wenn schon eher auf Tourismus zutreffen würde, da die Kommunikation mit dem Endkunden hier eh schon eine zentrale Rolle spielt.

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Die zweite These von Bachhuber schloss direkt daran an, denn er meinte, da Web 2.0 eh genutzt würde, würde sie auch im Unternehmen eingesetzt, und damit quasi zwangsläufig die Unternehmenskultur ändern. Womit er einigen Widerspruch erntete 😉

Mensch Technik Organisation

(C) Wikipedia, Artikel zu "MTO-Modell"

Uwe Hauck meinte aus seiner Erfahrung mit Kunden, dass die Technologie zwar tatsächlich allmählich in den Unternehmen ankommt, aber von einer Veränderung der Kultur noch selten keine Rede sein kann. Die Entscheider würden auf die Technologie abfahren, aber wenig Vorstellungen davon haben, wie man damit umgehen müsse / könne.

Von meiner Seite kam noch der Einwand, dass von einem „Automatismus“ beim Wechsel der Unternehmenskultur keine Rede sein könne. Ja, klar, die Veränderung wird angeschoben, aber wenn das Management die damit verbundene Veränderung der Kultur (und damit der veränderten eigenen Rolle) nicht mitmacht, dann stagniert ein Unternehmen auf dem Weg zum Enterprise 2.0, trotz bester Tools.

Dass die Mitarbeiter innerhalb der Unternehmen dahingehend Druck ausüben war allerdings bei allen Konsens. Bastian meinte „Unsere Generation kennt das, schätzt das, und hat dementsprechende Erwartungen“. Yo.

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Ein kurzer Diskussionsstrang betraf die Trennung von Arbeit und Freizeit im Enterprise 2.0. Ein Unternehmensberater meinte, E 2.0 sei nicht 9to5, und man müsse die Menschen auch ein Stück weit vor sich selbst schützen. Ich meine dass das nicht zwangsläufig so ist. In einer Branche wie Tourismus, in der man oft über Social Media direkt mit dem Endkunden zu tun hat vielleicht häufiger. Doch denke ich an meinen derzeitigen Arbeitgeber sehe ich das Problem überhaupt nicht …

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Bachhuber gab ja ganz gern den „Advocatus Diabolus“. Jedenfalls behauptete er (grinsend?) dass es doch sinnvoll sei, einen Teil der Unternehmenskommunikation über die Tools laufen zu lassen, die die Mitarbeiter eh schon (privat) nutzen. Immerhin gäbe es auch z.B. auf Facebook geschützte Räume, wie die Gruppenfunktion. Seine Idee sei, einen Teil des Produktentwicklungsprozesses in diese Richtung abzuwickeln.

Als „Mitschreiber“ fand ich den Vorschlag nicht grundsätzlich schlecht, immerhin erinnerte er mich an das Konzept der Open Innovation. Die Reaktionen waren allerdings verhalten und griffen den Aspekt nicht auf.

Bastian beispielsweise nannte juristische Probleme (Aufbewahrung, Archivierung, …) als Grund und empfahl 37signals, das in seinem StartUp kontinentübergreifend genutzt würde.

Ein weiterer Einwurf empfahl, wenn schon eine Facebook-artige Lösung gesucht sei, dann doch lieber gleich Diaspora zu verwenden – man hätte immerhin die Kontrolle über die Daten, auf dem eigenen Server.

Ein Bankmitarbeiter schloss sich an, betonte Compliance-Probleme, und ebenfalls die Rechte an den Daten. Zumal Mitarbeiter auch wechseln würden. Was denn dann mit den Daten (Postings / Kontakte) geschehe?

Bastian nannte „Verlustangst“ als große Hürde, machte allerdings auch darauf aufmerksam, dass heutzutage eh jeder über Social Media die Möglichkeit hätte „Firmengeheimnisse“ zu veröffentlichen. Der Ausweg sei eben „Medienkompetenz“ – womit ich ihm Recht gebe.

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Der Begriff „Medienkompetenz“ brachte richtig Leben in die Bude, allgemeine Zustimmung dass es ohne nicht gehen würde – kombiniert am besten mit einer internen Social Media Policy. Auf meine Anregung gab es eine kurze Umfrage in die Runde, wer schonmal eine Social Media Policy-Schulung erhalten hätte? Bei ungefähr 10 % war das der Fall, was mich gewundert hat – ich fand´s wenig.

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Tim brachte an der Stelle ein lustiges Bild ein. Er meinte, wenn man das Telefon heute einführen würde, dann hätte man ähnliche Schwierigkeiten wie mit Social Media. Immerhin könnten die Mitarbeiter dann auf eigene Faust Informationen weitergeben! An andere! Außerhalb des Unternehmens!!

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Für mich dann wieder hochinteressant war eine weitere Äußerung von ihm: aus seiner Sicht werde Social Media zwar von vielen genutzt, auch unterschiedliche Tools, doch wie die Tools funktionieren würden viele sich nicht fragen und auch nicht verstehen. -> Da waren wir dann wieder bei der „Medienkompetenz“ …

In dem Zusammenhang meinte eine Frau (mit weißer Bluse) dann auch ganz passend, dass die Nutzung z.B. von Facebook sehr individuell sei. Jeder würde es anders nutzen, auf eigene Weise. Dass die Menschen die Tools nutzen heiße weder dass das Tool verstanden würde, und auch nicht dass die Tools als System verstanden würden.

Zur Vergrößerung bitte auf die Graphik klicken

In dem Moment war ich hellwach, ich konnte ihr nur Recht geben. Vor einiger Zeit schrieb ich inkl. Präsentation mal über „Wiki, Blog und RSS als System verstehen„. Und als (aktuell) Sharepoint-Consultant bin ich jeden Tag mit einem integrierten System konfrontiert, das verschiedenste Web 2.0-Features in eine Arbeitsumgebung zusammenführt, und man sich deshalb Gedanken machen müsse, was für welche Anforderung das richtige Tool ist …

Ein Beleg dafür wäre der bislang erfasste Reifegrad von Firmen, die sich bewusst in diese Richtung entwickeln. Alexander Stocker meinte z.B. kürzlich in seinem Blog, dass aus seiner Sicht die meisten Firmen den Schritt zur Einheit von Technik / Organisation / Kultur noch nicht vollzogen hätten, was sich auch in der Fallbeispieldatenbank e20cases.org niederschlagen würde.

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An der Stelle machte Bachhuber dann noch eine Umfrage in der Runde, nach der Verwendungshäufigkeit von einzelnen Tools, und wie gut sie angenommen würden:

  • Wikis waren in den Firmen der Session-Teilnehmer am weitesten verbreitet, funktionierten aber mal besser, mal schlechter. Allgemeine Ansicht dass es sich bei Wikis auch um das anspruchsvollste Web 2.0-Tool handeln würde. Auch meine.
  • Blogs waren etwas weniger verbreitet, funktionierten dafür aber auch häufiger.
  • Microblogging a la Yammer war noch weniger verbreitet, schien aber überall gut angenommen zu werden.

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Und das war jetzt nur die Zusammenfassung … 😉

7 Kommentare leave one →
  1. 27. Februar 2012 08:43

    Hallo Michael,

    vielen herzlichen Dank für die Bereitstellung der Zusammenfassung. Ich selber wollte eigentlich auch in die Session, bin dann aber oben beim Noris City Jam hängen geblieben. Das hat ganz schnell die Runde gemacht auf dem barcamp das diese session zu viel Diskussionsstoff gesorgt haben soll. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es Leute wie dich gibt, die Ihre subjektiven Eindrücke mit anderen teilen.

    merci beaucoup

    Liebe Grüße,

    Tommy

    • 27. Februar 2012 08:47

      Grüß dich Tommy,

      das mit der Vielzahl der spannenden Sesssions kenn ich, diesmal war es besonders heftig 😉 119 Sessions sollen es gewesen sein, hab ich gehört … Danke zurück auch für die Rückmeldung, das motiviert für´s nächste Barcamp.

      Viele Grüße aus Ansbach
      Ludwig

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