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Blogparade: Wie motiviert man die Unmotivierten (im Unternehmen zum Lernen)? #clc12

3. Oktober 2012

Einführung

Im Anschluss an das CorporateLearning Camp 2012 (#clc12) (Link zu ausführlichem Artikel) regte der Fontanefan eine Blogparade an, an der ich mich gern beteiligen möchte. Er fragt: „Wie motiviert man Unmotivierte?“.

Auslöser der Blogparade war demnach eine Session auf dem #clc12 von Walter Böhme mit dem Titel „Unselbständige und Unmotivierte motivieren“. Die gesammelten Notizen zur Session findet man auf diesem Titanpad (Link). Laut Titanpad hatte die Session als Grundlage das Thema: „Es geht darum, Leute zu motivieren, die eigentlich gar nichts lernen wollten“. Gute Frage, also …

Wie kommt es dass Menschen nicht lernen wollen?

(c) knipseline – pixelio.de

Meine These:

Menschen sind vom Wesen her „motiviert“, sind neugierig und streben. Nicht motiviert zu sein ist eine Abweichung.

Passenderweise stieß ich heute auf einen Artikel auf stern.de mit dem Titel „Schule ist Energieverschwendung“. Ein Artikel der mir aus dem Herzen sprach, weil ich es exakt genauso erlebt habe. Uli Hauser schreibt über das System Schule, und wie es Kindern die Lust am Lernen nimmt, sie demotiviert – und damit meiner Meinung nach Erwachsene produziert, die „Lernen“ nicht mehr mit Freude verbinden können: …

Jetzt, da mein Sohn an der Reihe ist, frage ich ihn jeden Tag, ob er einen guten Tag hatte. Ob er neue Erkenntnisse oder Eindrücke gewonnen und vor allem: sich begeistern konnte. Weil es doch so viel Spaß macht, mehr über die Welt und die Menschen in Erfahrung zu bringen. Zu lernen und zu verstehen und neugierig zu sein. Mein Sohn, 14, zuckt die Achseln. Fühlt sich belästigt. Papa, ist Schule, sagt er.

So ist ihm Lernen, die schönste, die edelste, die erfüllendste Begabung des Menschen, zu einem Schimpfwort geworden. Lernen? Bäh! Moment mal. Wir leben im 21. Jahrhundert. Wir wissen längst, wie Lernen funktioniert

Der ganze Artikel ist unbedingt lesenswert. Im Grunde läuft es darauf raus dass Schule, so wie sie nach wie vor organisiert ist, der selbstbestimmten Lernweise von Kindern völlig widerspricht:

Die Dinge müssen eine Bedeutung haben. Sinnhaft sein. Beeindrucken. Nur das, was wirklich interessiert, merken wir uns. Nur das, was wir gern machen, machen wir gut. Wir Menschen können gar nicht anders, als zu lernen.

Frage: Wie motiviert man die Unmotivierten?

Zur Frage, wie ein kinderfreundlicheres selbstbestimmteres Schulsystem aussehen müsste, schreibt Uli Hauser …

Wenn wir darüber nachdenken, wie Schule heute organisiert sein müsste, sollten wir uns an diesen frühen Erfahrungen orientieren. Kinder wollen gestalten. Nicht verwaltet werden. Sie wissen, was sie wollen. Sie sagen, was sie denken.

Hausers Meinung teile ich: Kinder sind aktiv, sie suchen, sie stellen Fragen. Sie sind motiviert, und diese Motivation wird im aktuellen Schulsystem eher ausgetrieben.

(c) Schemmi – pixelio.de

Daher muss die Antwort auf die Frage, wie man die Unmotivierten motiviert, lauten: Indem man ihnen ein Umfeld gibt, in dem sie wieder gern lernen. Und: aus meiner Sicht gibt es diesbezüglich keinen großen Unterschied zwischen dem System Schule und dem System Unternehmen. Menschen sind Menschen. Menschen wollen gestalten. Nicht verwaltet werden. Sie wissen was sie wollen (und was sie brauchen). … Deshalb bin ich überzeugt dass man hier von Kindern auf Erwachsene (Arbeitnehmer) schließen kann.

Das Stichwort für diesen Artikel ist ja „Corporate Learning“: Ich denke auch dass es keinen grundsätzlichen Unterschied macht, ob ein Mensch in der Schule oder im Unternehmen lernt – es handelt sich um unterschiedliche Lebensräume, aber nicht um unterschiedlichen Menschen.

Intrinsische vs. Extrinsische Motivation

Beim Stichwort Motivation kann man intrinsische von extrinsischer Motivation unterscheiden. „Intrinsisch“ meint dass man die Dinge aus eingenem Antrieb tut (z.B. Neugier), „extrinsisch“ dass äußere Faktoren ausschlaggebend sind (z.B. Gehalt). In der brandeins erschien 2011 ein interessanter Artikel über „Anerkennung“, in dem beide Aspekte in Bezug auf Mitarbeiterführung verglichen werden.

Das Schulbeispiel zu Beginn legt nahe „Motivation“ hauptsächlich als etwas zu betrachten, das viel mit eigenem Antrieb zu tun hat.

Warum interessiert sich ein IT-Consultant wie ich für „Motivation“?

Als IT-Consultant mit Schwerpunkt Microsoft Sharepoint ist „Motivation“ auf den ersten Blick für meine Arbeit völlig unerheblich. Aber auf den zweiten Blick ist Motivation ein wichtiger Begriff!

Auch Unternehmen müssen sich die Frage gefallen lassen ob sie gute Lernumgebungen haben, in denen die Mitarbeiter Lösungen für sich verändernde Umweltbedingungen finden. Das IT-gestützte Informationsmanagement ist Teil dieser Umgebung, neben der Unternehmenskultur (Link 1, Link 2) und Organisation – Stichwort „Enterprise 2.0“ oder auch „Social Business“ (Link).

Mein Schwerpunkt dabei ist „Collaboration“, und das ist auch der Punkt auf den ich hinaus will. Mir stellt sich die Frage wie eine lernunterstützende – motivierende – Umgebung aussehen muss? Kürzlich schrieb ich den vierten Artikel einer Reihe zur Frage „Was ist Collaboration?“ Die folgende Graphik ist aus diesem Artikel entnommen:

Konkret bildet sie verschiedene Szenarien der Zusammenarbeit ab, die von links nach rechts sich wandelt von stark reglementierter Routine-Arbeit bis hin zu selbstorganisierter und eigenverantwortlicher Abstimmung, die zunehmend den Charakter von sozialem Lernen hat. Ganz gut illustriert habe ich das auch mal in zwei Artikeln, welche Funktionen Wikis im Sharepoint haben (können) (Link)

Die wichtigste Aussage aus diesen Artikel ist folgende: Collaboration setzt die Bereitschaft zum Lernen voraus. Und: Eine IT-gestützte Collaboration-Umgebung ist in letzter Konsequenz eine lernfreundliche Umgebung, die zur Selbstorganisation einlädt!! Weil sie Freiräume bietet, um Ergebnisse auf eigene Art zu liefern. Und über den jetzigen Status Quo hinauszudenken (was jedem Unternehmen nützt).

Dass solche offenen Lernumgebungen in der Schule tatsächlich funktionieren, davon konnte ich mich kürzlich im Gespräch mit einer Lehrerin vergewissern, die genau das macht. Hier der Link zum Artikel > „Unterricht mit Wikis und Blogs – was geht?!“

***

Fazit

(c) S. Hofschlaeger – pixelio.de

Mit der Motivation zum Lernen ist es vielleicht ähnlich wie mit dem Wissensmanagement. Aus meiner Sicht hat man schon verloren, wenn man fragt „Wie bekomme ich das Wissen der Mitarbeiter ins System?“ Das ist autoritär gedacht. Viel besser ist es zu fragen: „Unter welchen Bedingungen geben Mitarbeiter ihr Wissen gern weiter? Wie müssen die Prozesse aussehen, wie die Unternehmenskultur, und wie die IT-Werkzeuge, damit das möglichst geschmeidig abläuft?

Ich bin davon überzeugt dass Mitarbeiter gern „lernen“, wenn das Lernen als solches nebenbei geschieht, zwanglos, selbstorganisiert. Eine gute „Collaboration“-Umgebung leistet das aus meiner Sicht, und lädt ein.

 

24 Kommentare leave one →
  1. Caro permalink
    3. Oktober 2012 17:37

    Hallo Ludwig,
    habe gerade deinen Artikel gelesen und finde ihn etwas … unzureichend. Irgendwie fehlt mir da ein „was kann man da wirklich tun“.

  2. 3. Oktober 2012 17:50

    Hallo Caro,

    schade wenn du es so siehst. Selbst wenn ich außer acht lasse dass so ein Blogartikel mit relativ wenig Platz auskommen muss und deswegen nach der Problembeschreibung bei der Lösungsentwicklung nicht allzusehr ins Detail geht, kann ich es dennoch nicht ganz nachvollziehen.

    Aus meiner Sicht stecken da drei klare Aussagen drin:

    – Zwischen „Lernen“, „Lernen in der Schule“ und „Lernen im Unternehmen“ gibt es eindeutige Verbindungen: die Art wie in der Schule gelernt und gelehrt wird hat Auswirkungen auf das unternehmensinterne Lernen

    – Im verlinkten aktuellen Blogartikel zu „Wikis und Blogs im Unterricht“ wird an einem Fallbeispiel skizziert, wie so eine offene und einladende Lernumgebung aussehen kann – und dass sie von den Schülern auch gern angenommen wird!

    – Übertragen auf den Unternehmenskontext nenne ich die Verwendung von Social Media in einem lernfreundlichen Klima „Collaboration“ – ein Überbegriff, der für jeden Kunden eine individuelle Umsetzung mit sich bringt. Welche Features in welchen Prozessen?

    Natürlich kann man da jetzt Szenarien aufbauen. Ich arbeite gerade an einem Artikel über „Gamification mit Sharepoint 13“, das knüpft hier eindeutig an, und könnte eine Sache sein, die „man konkret machen kann“ 😉

    Passt dir das so? Sonst stell mir mehr Fragen, ich antworte auf jeden Fall …

    • 4. Oktober 2012 08:55

      Ich sehe da durchaus Antworten auf „Was kann man tun“, auch wenn diese eher indirekt gegeben sind, indem Gründe für Demotivation genannt wurden:

      „die Dinge müssen eine Bedeutung haben“ = im Umkehrschluss: Wir müssten den Lernenden vermitteln, warum sie dies oder jenes lernen sollen; inwiefern der Lernstoff eine Bedeutung für ihr und unser aller Leben hat.
      (Eine Überlegung, die sich auch bei mir wiederfindet, und die ich auch bei einem anderen Lehrer noch gefunden habe. Gibt mir etwas Selbstvertrauen, weil ich dann ja doch nicht ganz so arg daneben lag, wie zunächst befürchtet.)

      „Indem man ihnen ein Umfeld gibt, in dem sie wieder gerne lernen“ = Hierzu müsste man sich Gedanken machen, was denn am aktuellen Umfeld nicht stimmt. Ich denke, da brauchen viele nur in sich hineinhorchen. Was hat denn Schule manchmal unerträglich gemacht? Frühes Aufstehen, gegen den eigenen Lernrhythmus anarbeiten, Lernen unter (Zeit- und auch anderem) Druck, evtl. Angst vor schlechten Noten (da greift dann noch die etwas später im Artikel auftauchende fehlende Anerkennung), Prüfungsängste und was noch alles damit einhergeht.

      Die „Freiräume […], um Ergebnisse auf eigene Art zu liefern“ finde ich übrigens auch einen tollen Ansatz, den ich mir mal merken werde.

    • 4. Oktober 2012 09:05

      Hallo teacheridoo, danke für deine Ideen dazu. Ich freu mich dass der Text diese Einschätzung vermittelt – und natürlich dass wir in eine ähnliche Richtung denken.

      Vermutlich ist mein Menschenbild einfach recht positiv, aber ich gehe grundsätzlich davon aus, dass
      – … Menschen sich einbringen wollen, auch am Arbeitsplatz
      – … Menschen der Wunsch der „Wirksamkeit“ innewohnt, und es deshalb in unserer Natur liegt aktiv zu sein, und einzubringen
      – … es deshalb eine Frage des Umfelds ist, ob sich Menschen einbringen oder nicht. Falls das Umfeld stimmt (Unternehmenskultur, Prozess, IT), bin ich überzeugt organisieren sich Menschen selbst

      Viele Grüße
      Ludwig

    • 4. Oktober 2012 09:43

      Ganz so optimistisch bin ich nicht, also dass wirklich jeder Mensch die Bereitschaft mitbringt.
      Aber ich gehe durchaus davon aus, dass der Großteil der Menschen diese Bereitschaft mitbringt bzw. diejenigen, die demotiviert wird wurden, dies durch äußere Umstände wurden.

      Leider, und da bin ich sehr pessimistisch, widersprechen die von unserer Gesellschaft an den einzelnen Menschen gestellten Anforderungen oftmals allem, was notwendig ist, um motiviert zu bleiben.
      Wenn ich schon allein sehe, wie Studierende vorangehetzt werden, um nur ja die Regelstudienzeit nicht zu überschreiten. – Nicht falsch verstehen: ein Verfechter von Bummelantentum bin ich nicht, aber die goldene Mitte…von der sind wir so weit entfernt. Ähnliches gilt ja auch für Schüler. Wie oft wird nur mit Fokus auf Noten gelernt. Die dann ggf. noch zu Frust führen, wenn man sich reingehängt hat und das Ergebnis dennoch nicht stimmt. Und Sitzenbleiben wird nicht selten zum persönlichen Drama.
      Das widerspricht doch eigentlich dem eigentlichen Sinn des Lernens. Ist es da ein Wunder, wenn sich Frust und Demotivation breit machen? Aber ganz ohne Noten geht es dann auch wieder nicht. An irgendwas muss man sich ja messen, und ganz ohne irgendeinen Druck geht es eben auch nicht.

      Ach. 🙂

  3. Diskussion via Facebook zum Artikel, 3.10.2012, gegen 19.00 Uhr permalink
    3. Oktober 2012 18:54

    Koko Lores: Ist das nicht sehr individuell in welcher Atmosphäre die einelnen Personen gerne lernen?

    M.L. Höfer: Gute Frage. Ja, vermutlich. Deshalb müsste eine gute Lernumgebung auch Platz für Selbstorganisation bieten – ich lerne das was ich gerade brauche für meinen eigenen Lernerfolg, auf meine Weise. Selbstorganisation wie im Kreisverkehr. Oder wie siehst du das? Aus meiner Sicht ist das ja auch die Kernaussage vom Artikel im Stern: Schule der Zukunft sollte bei den Lernerfahrungen der frühen Kindheit anknüpfen …

    Koko Lores: Aber gibt es nicht auch Menschen die zufrieden sind mit dem was sie wissen und können, und eigentlich nichts Neues mehr dazulernen möchten, wenn es sich vermeiden lässt?

    M.L. Höfer: Guter Einwand

    Koko Lores: Ich denke hier stößt selbständiges lernen in angenehmer Umgebung an seine Grenzen

    M.L. Höfer: Allerdings wird mehr und mehr Arbeit zur Wissensarbeit. Eben nicht mehr Routinearbeit, sondern Arbeit, bei der eine individuelle Lösung erarbeitet werden muss. These: das geht wiederum nicht ohne Austausch, ohne Wissenstransfer, ohne eben „lernen“ ab. Deshalb denke ich eher dass traditionelle Wissensvermittlung (Frontalmodell) immer mehr an Grenzen stößt, und das Lernen ad hoc ablaufen muss

    Koko Lores: Ich denke da an die älteren Arbeitnehmer, die seit Jahrzehnten an Frontalunterricht gewöhnt sind. Setz die hin und sag: schau was dich da interessiert und eigne es Dir an. Die sind zum Teil sicher überfordert

    M.L. Höfer: Klar, die alten. Ist schon richtig dass sie Schwierigkeiten haben mit der Umstellung. Was allerdings an der Richtigkeit nichts ändert, dass „lernen“ heutzutage ein Teil der Arbeit selbst ist, und nicht das nur in der Schule passiert ist. Das ist ja auch eine Grundaussage in meinen Collaboration-Artikeln

    Koko Lores: Ich glaube auch das ein ganz großer Fehler ist immer davon auszugehen dass ALLE Menschen soviel lernen können/und wollen wie die Leute, die sich darüber so ausufernd austauschen können. Nicht nur die tratiotionelle Wissensvermittlung stößt an Grenzen, auch das Aufnahmevermögen des durchschnittlichen Arbeitnehmers!

    M.L. Höfer: Interessanter Einwand. Mein Einwand wiederum: ich kenne recht unterschiedliche Leute. Junge, alte, gebildete, ungebildete. Nach meiner Erfahrung ist Offenheit, Neugier und Lernwille keine Frage des Alters, sondern der Mentalität und der Prägung. Die meisten, die Social Media intensiv nutzen, sind 30+

    […]

  4. Karl permalink
    4. Oktober 2012 22:23

    Hi Ludewig, deine Annahmen sind richtig, aber ist es Zufall, dass du beim Thema Inhalte abbrichst?

    Neben dem entdeckenden Lernen (so was kennt selbst die Didaktik) müssen aber auch Inhalte und deren Sicherung Raum und Zeit haben. Vielleicht ist das dann weniger spaßig – aber notwendig?

    • 4. Oktober 2012 22:27

      Mensch, Karl. So ein Artikel sollte nicht länger als ungefähr 900 Worte lang sein, sonst liest ihn keiner mehr… Was da reinpasst, und auch drin ist, ist eine grobe Skizze einer lernfreundlichen Umgebung.

      Davon abgesehen gefällt mir „Entdeckendes Lernen“ ziemlich gut, aber erzähl das mal Wirtschaftsinformatikern, die so eine IT-Umgebung bauen 😉 Davon mal abgesehen, es ist kein Zufall dass ich bei „Inhalten“ abbreche, die hab ich einfach nicht mehr mit aufgenommen, um die Kernaussage nicht zu verwässern.

      Gegenfrage: Klar sind die Inhalte und die Sicherung wichtig. Ganz deiner Meinung. Welchen Mehrwert hätte es an dieser Stelle noch von „Inhalten“ zu sprechen. Gegenfrage 2: Warum sollte es“weniger spaßig“ sein wenn „Inhalte und Sicherung Raum und Zeit“ haben? Versteh ich echt noch nicht 🙂 VG

  5. Diskussion via Facebook zum Artikel, 4.10.2012 gegen 23.00 Uhr permalink
    5. Oktober 2012 13:22

    Karl: Lieber Scheldewig, genau dies ist es vermutlich, was alle LehrerInnen auf die Palme und mich als angehender halbhoch bringt. Der Rekurs auf Schule “ Ein Artikel der mir aus dem Herzen sprach, weil ich es exakt genauso erlebt habe. Uli Hauser schreibt über das System Schule, und wie es Kindern die Lust am Lernen nimmt“, “ sie demotiviert“, der dich auf dein eigentliches Thema bringt, braucht gar nicht lang zu sein: Hauptsache die Kernthese ist zustimmungsheischend: Die Schule hat´s verdorben und zwar so riiichtig nachhaltig, was man lustlosen MItarbeiter sehen kann …

    M. L. Höfer: Ah, verstehe. Das sollte dich nicht angreifen, wirklich. Ich trenne da zwischen meinen Erfahrungen damals und der heutigen Schule, und zwischen Lehrern und dem System Schule. Lehrer können auch nur in einem bestimmten Rahmen agieren, das ist mir bewusst. Dass heute mehr geht als früher, dass das auch genutzt wird, und mich auch freut, habe ich mit dem Link zum Barcamp Artikel „Wikis und Blogs im Unterricht“ dokumentiert.

    Nichtsdestotrotz sehe ich tatsächlich einen Zusammenhang zwischen „Lernen in der Schule“ und Wissensmanagement im Unternehmen. Bei „Lernen“ bekommt doch jeder allergische Reaktionen … auch ich bis vor einigen Jahren. Bis ich anfing das zu reflektieren.

    Und das führt zum Schluss des Artikels: bei diesen „allergischen Reaktionen“ muss es nicht bleiben 🙂 Der Wissensarbeiter im Unternehmen muss sich austauschen, muss „lernen“ um zum Ergebnis zu kommen für das er letztlich bezahlt wird. Das kann man ihm aber auch leicht machen, durch ein (IT-gestütztes) Umfeld, das dazu animiert. Ist doch ein positives Fazit, oder? 😉

    Karl: ich finde es aber immer wieder verstörend, welches Neusprech du immer anführst. Ich sehe eher den Zwang Innovationen auf Teufel komm raus mitmachen zu müssen, weil man sonst „freigesetzt“ wird. Lernen und Freiwilligkeit sind hier Euphemismen. … Und hier kommen dann wieder mehr Parallelen zur Schule durch, als du es selbst wahrhaben möchtest.

    M. L. Höfer: Ufff … so ist das bei mir überhaupt nicht gemeint. Meiner einer ist direkt, und sagt „blau“ wenn blau gemeint ist. wenn ich Freiwilligkeit sage, dann ist das auch wörtlich gemeint. Übrigens nicht aus Selbstzweck, sondern weil es anders aus meiner Sicht nicht geht. Betriebswirtschaftlich formuliert: Selbstorganisation und Freiwilligkeit ist effizienter als starre Vorgaben – statt Training als einzig legitime Form des aktiven Lernens.

    Karl: Hab gerade mein Erlebnis mit flachen Hierarchien hinter mir, vielen Dank. Weißt du was der häufigste Spruch war, den ich gehört habe: Hier geibt es viele Häuptlinge aber keine Indianer. Desorientierung war an der Tagesordnung. das ist übrigens kein Pladoyer für starke Hierarchie.

    […]

  6. Diskussion via Facebook zum Artikel, 5.10.2012 gegen 20.00 Uhr permalink
    5. Oktober 2012 22:11

    Koko Lores: Mir gefällt die Frage: und wer prüft ob der Arbeitnehmer nun sein Lernsoll auch erfüllt hat, und woher weiß der Arbeitnehmer was er sich alles aneignen muss? Die habe ich mir auch gestellt.

    M. L. Höfer:
    Kennst du „management by objectives“? also „Zielvereinbarungen“? Gesteuert wird über das Ergebnis, nicht wie es zustande kommt. Das passt gut in die Richtung in die ich denke …

    Außerdem, Gegenfrage wegen „Lernsoll“: Der Trend ist eindeutig dass die Spezialisierung am Arbeitsplatz voranschreitet und sich Fachkenntnis ausdifferenziert. Chefs sind in abnehmenden Maße die Ober-Checker, die alles im Griff haben (grässlicher Ausdruck, oder?), sondern eher Projektmanager, Organisatoren und Moderatoren. Natürlich mit Fachkenntnis, aber im Detail sicher nicht wissender als die Fachleute selbst.

    Woher also soll der Chef wissen, was der Arbeitnehmer an Wissen für die Erledigung des Jobs als Fachkraft braucht? Wenn eine neue Lösung für ein Problem gefunden werden soll, woher soll er wissen was? der Arbeitnehmer von wem? wann? braucht? Woher soll der Chef wissen was „das richtige“ Wissen ist, das zu lernen ein „Soll“ bestimmt wird?

    Koko Lores: Mir fehlt – als nicht IT-experte und Büro-Struktur-Fremder einfach mal ein konkretes Beispiel.

    M. L. Höfer: IT-Kenntnisse brauchst du für diese Fragen jedenfalls sicher nicht.

    Koko Lores: Dann lass es mich so ausdrücken. Ich kenne mich im Arbeitsmarkt in den höheren Einkommensklassen nicht aus. Ich agiere ja in Sphären in denen man mit weniger Ellenbogen und Selbstvermarktung auskommt. Provokativ ausgedrückt.

    M. L. Höfer: Kann sein, aber ist das wichtig? Was ich sagen will ist: das gezielte Lernen, Training zur Aneignung von grundlegendem Wissen wird nie verschwinden. Aber eine andere Art der Wissensaneignung wird immer wichtiger: aus der Situation heraus, um neue, kreative Lösungen zu finden.

    Das ist das worüber ich immer schreibe: das ist aus meiner Sicht das Herzstück von „Collaboration“ – Wissensarbeit, Lernen

    Koko Lores: Ich saß 12 jahre im gleichen büro und habe die gleichen Pakete gepackt und geschickt. Damit bin ich wohl Arbeitswelt-fremd *lach*

    M. L. Höfer: Krass! Wie repräsentativ ist das noch? 🙂

    […]

  7. Sir Inco permalink
    6. Oktober 2012 09:43

    Ich habe mir die ganzen Kommentare nicht durchgelesen, aber, ich möchte trotzdem meinen Senf dazu abgeben ^^ Um die passende Antwort zu finden, muss man die passende Frage stellen. Die Frage „Wie kriege ich das Wissen aus den Mitarbeitern“ höre ich jetzt schon seit meinem Studium immer und immer wieder.

    Diese andere Sichtweise die Sie, Herr Höfer, hier in Worte fassen finde ich deutlich passender. Irgendwie liegt diese Frage auf der Hand und trotzdem habe ich sie bisher nie gehört. Was ich sagen will, vielen Dank für den Beitrag 🙂

    • 6. Oktober 2012 10:13

      Hallo, Sir Inco. „Bloggen“ ist für mich nicht das Gleiche wie Schreiben, eher ist Bloggen mit Konversation gleichzusetzen.

      Rückmeldungen wie Ihre, die zeigt dass man einen Nerv trifft, sind daher für Blogger wie mich eine tolle Motivation weiter zu machen, und weiter öffentlich nachzudenken 🙂 Danke

  8. Bella Donna permalink
    17. Oktober 2012 18:33

    Mich wundert es nicht, dass Schule so ineffektiv ist.Ist doch das Prinzip Schule folgendes:

    Schüler wird mit Methoden und LeerPlänen auf ein System vorbereitet, das ihn darauf vorbereiten soll, sollte man Lehrer werden, den Schülern beizubringen wie man sich darauf vorbereitet, ein Studium zu absolvieren, von dem man dann an der Schule gesagt bekommt, dass man doch bitte alles vergessen soll, was man im Studium gelernt hat.

    Da man als Lehrer dieses System nie verlässt, und im Grunde auch nie anderes gelernt hat, als in diesem System sich selbst zu perpetuierenden, kommt dort kaum Fortschritt zustande und wir lehren noch immer mehrheitlich nach Methoden des 19. Jahrhunderts.

    Wer kann schon „Teamwörk“ lehren, wenn er in einem System der Einzelkämpfer aufgewachsen ist und dies auch jeden Tag selbst reproduziert und reproduzieren muss!

    Dass sich dann die Klagen darüber häufen, dass Teamarbeit nicht funktioniert, verwundert nur die Doofen.

    • 17. Oktober 2012 18:56

      Gut gesagt 🙂 … : „Schüler wird mit Methoden und LeerPlänen auf ein System vorbereitet, das ihn darauf vorbereiten soll, sollte man Lehrer werden, den Schülern beizubringen wie man sich darauf vorbereitet, ein Studium zu absolvieren, von dem man dann an der Schule gesagt bekommt, dass man doch bitte alles vergessen soll, was man im Studium gelernt hat.

      Ob allerdings allen Lehrern der Vorwurf gemacht werden kann das System nie zu verlassen, kann ich jetzt nicht recht glauben. Möglich dass in der Ausbildung an der Uni das System selbstreferentiell ist. Andererseits kenne ich eine Handvoll Pädagogen persönlich, und hatte nun auch über das #clc5 schriftlichen Austausch mit anderen. Die, die ich kenne, sind sichtbar bestrebt über das System hinauszudenken.

  9. hammy1988 permalink
    7. Januar 2014 21:16

    Hallo, ich mache neben dem neuen Job noch eine Weiterbildung und muss sagen das ich in der Schule in Physik und Mathe nicht gut war, das ganze habe ich jetzt wieder, da ich es mir aber selber Beibringe habe ich viel größe Motivation, da nicht alles vorgekaut wird, sonder man sich wirklich mit der Problemlösung beschäftigen muss. Und wer mit etwas Erfolg hat ist Motivierter und lernt leichter und lieber 🙂

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