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Was ist ein MOOC?: MOOCs und das Wissensmanagement im Intranet

17. November 2012

Screenshot aus eingebettetem Youtube-Video

Schon mal von MOOCs gehört? Nein? Macht nichts. Ich muss zugeben, mir waren MOOCs bis vor zwei Wochen ebenfalls völlig unbekannt, nie davon gehört. Dabei sind sie scheinbar DAS Buzzword 2012 in der Bildungsszene, schreibt Jochen Robes in einer Präsentation weiter unten. In Kontakt kam ich damit vor wenigen Tagen, als sich Monika König in ihrem Blog „Lernspielwiese“ über das Thema Gedanken gemacht hat. Und zwar ganz konkret wie man einen MOOC plant (Link). Und wissen Sie was? Eineinhalb Stunden später war ich sowas von elektrisiert vom Thema, dass mir klar war darüber schreiben zu müssen. Und zwar als Intranet-Consultant, weil ich eine klare Relevanz für den Aufbau und Struktur eines Firmen-Intranets sehe.

Für den ersten Teil – diesen hier – habe ich drei Fragen formuliert, die auch die Zwischenüberschriften bilden:

  1. Was ist ein MOOC?
  2. Warum sind MOOCs für Intranet-Consulting interessant?
  3. Ausblick auf den 2. Teil: Mein Verständnis eines Intranet-MOOC

1.) Was ist ein MOOC?

Die Definition der Wikipedia zu MOOCs ist eher dünn:

Der Begriff Massive Open Online Course (MOOC) bezeichnet eine spezielle Form von kostenlosen, frei zugänglichen Onlinekursen mit sehr vielen Teilnehmern.

Viel interessanter finde ich die Definition auf dieser Orga-Seite eines MOOCs:

“[…] offene und dezentrale Infrastruktur: Einführende Papiere und Live-Sessions mit Experten geben Impulse und setzen einen thematischen Fokus. Die Teilnehmenden lesen, kommentieren, stellen Fragen, diskutieren online weiter: In ihrem eigenen Blog, ihrem Facebook-Profil oder Twitter-Kanal. Ihre Lernziele definieren sie dabei selbst. […]”

Monika König bestätigte mir in den Kommentaren ihres Blogartikels meine Kurzdefinition, von der ich mich vergewissern wollte:

  • Ein MOOC ist eher ein “Event” mit einem Ziel, ist moderiert, und läuft selbstbestimmt ausschließlich über digitale Wege. Auslöser können sein einführende Papiere, Live-Sessions, aber auch eLearning-Werkzeuge mit klassischen Kursen.
  • Im Verlauf können so ziemlich alle digitalen Möglichkeiten zum Austausch genutzt werden: Wikis, Blogs, Dokumente, Twitter, Facebook, interne Social Networks, Videos, Tags. … Alle diese Möglichkeiten, der ganze Austausch darüber, ist der “Course”, der vom Moderator und der Agenda zusammengehalten wird.

Als Spezialist für Social Features bei der Konzeption von Intranets macht mich vor allem die den MOOCs zugrundeliegende Konnektivismus-Theorie neugierig:

Anders als bestehende Lerntheorien sieht der Konnektivismus den Mensch nicht als isoliertes sondern als vernetztes Individuum. So entsteht ein Netzwerk, sowohl zu anderen Menschen, als auch zu nicht-menschlichen Quellen. … Lernen ist der Prozess des Verbindens von spezialisierten Knoten und Informationsquellen.

Eine tolle Einführung in das Thema ist dieses Video:

Hier die wichtigsten Punkte aus der Präsentation:

  • Information is everywhere„: Mehr als eine Internetverbindung ist nicht notwendig für weltweiten Zugang zu Informationen
  • A MOOC is a course„: Ein MOOC hat ein Ziel. Wikis, Blogs, Dokumente, Twitter, Facebook, interne Social Networks, Videos, Tags. … bilden zusammen einen „course“
  • The course is open„: Der Course ist kostenlos. Die Wahl der Mittel ist freigestellt, die Teilnahme sowieso, die Ziele, und wie und wo man sich einbringt
  • The course is participatory„: Es geht weniger um die Beantwortung von Fragen, sondern mit Auseinandersetzung mit anderen Menschen und Inhalten – digital wohlgemerkt. Es geht hauptsächlich um Netzwerken.
  • The course is distributed„: Alle Informationen, die in den vielen verschiedenen Teilen des „courses“ liegen und dort entwickelt werden, verteilen gleichzeitig Ideen.
  • A [MOOC is a] distributed knowledge Base„: Ein MOOC ist eine geteilte und verteilte „Wissensdatenbank“ im Netz (ich mag das Wort Datenbank nicht im Zusammenhang mit Wissen)
  • A [MOOC is a] step on the road to life-long-learning„: Ein MOOC ist vielleicht abgeschlossen, aber nie fertig. Es ist Teil des Lebenslangen Lernens

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Jochen Robes steuert auch eine interessante Präsentation zu dem Thema bei, in der er die geschichtliche Entwicklung der MOOCs zeigt, und nebenbei eine Brücke schlägt zu Social Learning, einem meiner Lieblingsthemen als Intranet-Consultant 😉 Zum größeren Teil allerdings geht es in der Präsentation mehr um sog. Online-Universitäten und Anbieter von eLearning-Kurs-Software, die man meist mit MOOC in Verbindung bringt:

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2.) Warum sind MOOCs für Intranet-Consulting interessant?

Das Konzept für MOOCs ist eigentlich entwickelt worden für Lebenslanges Lernen über das Internet. Und mit der Konzeption von Intranets hat es so gesehen nichts zu tun. Trotzdem traf das Thema bei mir als Sharepoint-Consultant mit Schwerpunkt Collaboration und Wissensmanagement einen Nerv – sowohl inhaltlich als auch bezüglich den Mitteln der Umsetzung.

Vor wenigen Wochen noch schrieb ich einen Artikel mit dem Titel „Reicht “Wissensmanagement”? … Oder sollte man “Lern-Management” mitdenken?„. In letzter Zeit nimmt mein Unbehagen zu, den Begriff „Wissensmanagement“ zu verwenden, vor allem aus Sicht eines IT-Consultants. Denn der breitgefasste Begriff des Wissensmanagements beinhaltet viele Ebenen der Dokumentation, des Wissensaustauschs, der Wissensaneignung, vor allem aber sind es im so verstandenen Wissensmanagement immer Menschen, die Wissen untereinander – meist direkt – austauschen. Das was die IT dazu beisteuern kann ist im Grunde eher Informationsmanagement. Unverzichtbar, aber eben ein Teil.

Leider ist oft die IT für Wissensmanagement zuständig. Die Wissensmanagement-Konzepte, die dabei herauskommen, sind mir aber meist viel zu mechanistisch, und beschränken sich oft darauf eine Wissensdatenbank aufzubauen – mal mehr, mal weniger ausgefeilt. Dokumentation plus Ansätze von Kontextualisierung ist ein wichtiger Baustein, aber aus meiner Sicht eindeutig zuwenig.

Über die Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Collaboration“ (Teil 1 der Serie) näherte ich mich dem Thema „Lernen“ schrittweise an, und stellte fest dass es dieser Aspekt des Lernens ist, der mir bei der Konzeption von Wissensmanagement meist zu kurz kommt! Denn: Dokumentiertes Wissen mehr oder weniger gut vernetzt in Datenbanken zusammenfassen ist gut um Informationen zur Verfügung zu stellen. Aber es liefert kaum Antworten auf die Frage wie dieses explizite Wissen zustande kam? Und erst recht nicht wie das Wissen zustande kommen wird, das morgen benötigt wird? Vor diesem Hintergrund habe ich einige Thesen entwickelt, dass und warum man Collaboration konzeptionell als Soziales Lernen begreifen sollte (siehe Teil 2 der Serie).

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Hinzu kam kürzlich die Erfahrung das erste Mal online an einem Barcamp teilgenommen zu haben, dem Corporate Learning Camp 2012: „#clc12: Online-Teilnahme am CorporateLearning Camp 2012 / Session “Lernkultur”. Eigentlich aus der Verlegenheit heraus nicht vor Ort dabei sein zu können verfolgte ich die Sessions über Twitter und die während der Sessions verwendeten TitanPads. Zu meiner großen Überraschung klappte es online nicht nur die Sessions zu verfolgen, sondern sich sogar – eingeschränkt – zu beteiligen!

Zwischen der Online-Teilnahme an einem Barcamp und einem MOOC gibt es eine ganze Reihe von Unterschieden. Nichtsdestotrotz habe ich das erste Mal erlebt, dass einander teils völlig unbekannte Menschen über ein initiales Vor-Ort-Ereignis (Barcamp) zusammengefunden haben, und sich neben und nach der eigentlichen Veranstaltung weiter online mit den Inhalten auseinandergesetzt haben. Die ganzen Tweets kann ich jetzt nicht zitieren, aber von meiner Seite kam z.B. im Nachgang noch ein Beitrag zu einer Blogparade heraus zur Frage „Wie motiviert man die Unmotivierten (im Unternehmen)?

Dass nicht nur ich ähnliche Erfahrung mache, zeigte mir z.B. auch ein Artikel von Friedrich Ittner, der den digitalen Diskussionen während einer Veranstaltung sogar höheren Wert einräumt als den Live-Diskussionen selbst. Kann man mal diskutieren.

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Vor dem Hintergrund stellte sich mir heute Nachmittag die Frage, ob und wie sich solche MOOCs auch in einem Intranet umsetzen lassen? Ich bin mir sicher hier einen Mehrwert für die Konzeption eines Intranets finden zu können: Weiterentwicklung des „Wissensmanagements“ innerhalb eines Intranets, und dafür die zielgerichtete Verwendung der Social Media-Tools innerhalb eines Intranets.

Darüber schreibe ich im nachfolgenden Artikel:

3.) Ausblick auf den 2. Teil: Mein Verständnis eines Intranet-MOOC

Die Grundidee eines MOOCs ist die Verwendung von digitalen Werkzeugen plus organisatorischer Rahmen, um ein gemeinsames, vernetztes und fortlaufendes Lernen zu ermöglichen. Digitale Werkzeuge sind aber kein Alleinstellungsmerkmal des Internets, sondern ebenfalls Bestandteil eines modernen Intranets – Social Features wie Microblogging (z.B. Twitter), Wikis, Blogs oder Social Networks (z.B. Facebook) sind fast schon Standard bei der Konzeption eines Intranets.

Deshalb habe ich mir folgende Fragen im nächsten Artikel gestellt:

  1. Was ist der Mehrwert von MOOCs für Unternehmen
  2. Abgrenzung: MOOC allgemein und Intranet-MOOC
  3. Umsetzung eines Intranet-MOOC: Wie kann man die Rahmenbedingungen gestalten

Hier entlang zum zweiten Teil, veröffentlicht am 19.11.2012 …

 

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